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Existenzsichernder Lohn - was ist das?

Ein existenzsichernder Lohn erlaubt einem Arbeitnehmer und seiner Familie einen angemessenen Lebensstandard. Dazu gehören Grundbedürfnisse wie Nahrung, Kleidung und Unterkunft, aber auch Bildung, Gesundheitsfürsorge und Rücklagen für unerwartete Lebensereignisse. (Anker & Anker, 2017)

Was ist die „Lohn zum Leben“-Lücke?

Die „Lohn zum Leben“-Lücke bezeichnet das Gefälle zwischen tatsächlich ausgezahltem Lohn und einem der Situation des Arbeitnehmers entsprechenden existenzsichernden Lohn.

Existenzsichernder Lohn und Mindestlohn – wo ist der Unterschied?

Der Mindestlohn und ein Lohn, der zum Leben reicht, sind zwei völlig verschiedene Dinge. Der existenzsichernde Lohn basiert auf einem menschenwürdigen und angemessenen Lebensstandard. Der Mindestlohn basiert auf einer gesetzlichen Mindestgrenze, die in der Regel das Resultat aus wirtschaftlicher Realität und Verhandlungen zwischen verschiedenen Parteien ist – der kleinste gemeinsame Nenner sozusagen. In der Praxis liegt der Mindestlohn fast immer unter dem existenzsichernden Lohn. Dies gilt sogar für ein Land wie Großbritannien. In armen Ländern ist der Unterschied noch viel gravierender.

Wie hoch ist ein Lohn zum Leben?

Existenzsichernde Löhne unterscheiden sich stark von Land zu Land und hängen vom Preisniveau und dem allgemeinen Lebensstandard ab. In den USA liegt ein existenzsichernder Stundenlohn bei etwa 13 US-Dollar, während er in Indien bei 1,55 US-Dollar liegt. Auch gelten unterschiedliche existenzsichernde Löhne für das Leben in der Stand und das Leben auf dem Land. Für Burkina Faso haben wir einen städtischen existenzsichernden Lohn von etwa 247 US-Dollar pro Monat berechnet, und einen ländlichen existenzsichernden Lohn von etwa 205 US-Dollar pro Monat. Dies liegt weit über dem gesetzlichen Mindestlohn in Burkina Faso, der für einen ungelernten Arbeiter nur 55 US-Dollar pro Monat beträgt.

Wer entscheidet, wie hoch ein existenzsichernder Lohn ist?

Die Global Living Wage Coalition (https://www.globallivingwage.org/) ist ein internationales Gremium, das existenzsichernde Löhne auf der ganzen Welt festlegt. Diese Benchmarks werden von Anker & Anker verifiziert – zwei Forscher, die eine detaillierte Methodik zur Bewertung existenzsichernder Löhne entwickelt haben. Die Anker-Methodik ist kompliziert, und bisher wurden nur 26 Länder einem Benchmarking unterzogen. Eine weitere Organisation, die Maßstäbe für existenzsichernde Löhne auf Grundlage von Online-Daten bereitstellt, ist die WageIndicator Foundation. Ihre Methodik ist vielleicht nicht so tiefgreifend wie die Anker-Methode, aber die Benchmark-Erfassung ist viel breiter aufgestellt: derzeit deckt sie 119 Länder ab (Stand Mai, 2020).

Warum sind existenzsichernde Löhne so wichtig?

In der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte heißt es: „Jeder Mensch, der arbeitet, hat das Recht auf gerechte und befriedigende Entlohnung, die ihm und der eigenen Familie eine der menschlichen Würde entsprechende Existenz sichert“.

Wir bei Eosta / Nature & More sind davon überzeugt, dass existenzsichernde Löhne zu einer wichtigen Voraussetzung für die Nahrungsmittelproduktion und die Güterproduktion im Allgemeinen werden. Verbraucher werden in Zukunft nicht länger hinnehmen, dass Menschen in anderen Ländern in bitterer Armut leben, um uns mit billigen Lebensmitteln zu versorgen.

Wenn Menschen in armen Ländern nicht von ihrer Arbeit leben können, ist dies nicht nur ungerecht, sondern birgt auch Risiken. Wenn es uns nicht gelingt, ein existenzsicherndes Lohnniveau zu schaffen, wird das Wohlstandsgefälle weiter wachsen. Das, was wir mit vermeintlichen Schnäppchen sparen, wird uns auf längere Sicht als Kosten wiederbegegnen – durch soziale Unruhen und Migrationswellen. Denn wir leben in einem globalen Dorf.

Warum beschäftigt sich Eosta / Nature & More mit diesem Thema?

Eosta mit seiner Eigenmarke Nature & More ist ein Bio-Handelsunternehmen. Fairness, Sorgfalt, Ökologie und Gesundheit sind die Leitprinzipien der biologischen Landwirtschaft – der existenzsichernde Lohn ist direkt mit diesen 4 Säulen verbunden. Durch unser unternehmerisches Handeln wollen wir unsere Mitwelt positiv beeinflussen – nicht nur in Europa, sondern auch in den Ländern, aus denen wir unsere Produkte beziehen.

Darüber hinaus sind wir der festen Überzeugung, dass es ohne Transparenz keine Nachhaltigkeit geben kann. Deshalb haben wir die Nachhaltigkeitsblume entwickelt, um unseren Einfluss auf sieben Aspekte der Nachhaltigkeit zu messen und zu visualisieren: Wasser, Klima, Boden, Artenvielfalt, individuelle Freiheit, Gerechtigkeit in der Gesellschaft und Solidarität in der Wirtschaft. Zum letzten Blütenblatt „Wirtschaft“ gehört auch der existenzsichernde Lohn und dient dort als Indikator für solidarisches Handeln. Weitere Informationen über die Nachhaltigkeitsblume finden Sie hier.

Wie ist die aktuelle Lage bei existenzsichernden Löhnen weltweit?

Weltweit ist es gängige Praxis, dass Menschen weniger als einen existenzsichernden Lohn verdienen. Praktisch gesehen bieten der Weltmarkt und der freie Markt keinerlei Anreize, existenzsichernde Löhne zu zahlen. Tatsächlich schreckt die freie Marktwirtschaft vor existenzsichernden Löhnen zurück, weil sie die Kosten erhöhen und die Gewinne schmälern. Der gesetzliche Mindestlohn liegt oft unter dem Lohn zum Leben. Viele Produktionszweige wurde gerade deshalb in sogenannte Billiglohnländer verlagert, weil die Lohnkosten dort niedrig sind. Ein signifikantes Beispiel ist die Bekleidungsindustrie. Aber selbst in einem Land wie Großbritannien verdienen 6 Millionen Menschen weniger als den existenzsichernden Lohn.

 

Garantieren Sozialaudits und Gütesiegel einen existenzsichernden Lohn?

Nein. Soziale Zertifizierungen wie Fairtrade überwachen und verbessern die Arbeitsbedingungen in armen Ländern auf unterschiedliche Weise. Aber ein soziales Gütesiegel, das auch einen existenzsichernden Lohn garantiert, gibt es bisher nicht. Soziale Zertifizierungssysteme überprüfen in der Regel nur die Einhaltung des gesetzlichen Mindestlohns – dieser liegt aber oft unter dem existenzsichernden Lohn.

Wie passt der Lohn zum Leben in die Nachhaltigkeitsblume von Eosta / Nature & More?

Die Lücke zwischen tatsächlich gezahlten und existenzsichernden Löhnen ist ein guter Indikator für die soziale Nachhaltigkeit eines Unternehmens. Die Nachhaltigkeitsblume von Nature & More hat vier Blütenblätter für ökologische Nachhaltigkeit und drei Blütenblätter für soziale Nachhaltigkeit: eines für Freiheit (Individuum), eines für Gleichheit (Gesellschaft) und eines für Brüderlichkeit/Solidarität (Wirtschaft). Der existenzsichernde Lohn gehört zum Blütenblatt „Wirtschaft“ und kann als Maßstab für den Grad der erreichten Solidarität dienen. Weitere Informationen über die Nachhaltigkeitsblume finden Sie hier.

Was haben existenzsichernde Löhne mit True Cost Accounting zu tun?

Die „Lohn zum Leben“-Lücke kann herangezogen werden, um die Auswirkungen der Produktion auf das Sozialkapital zu monetarisieren. Bisher wurde Soziales Kapital in der Vollkostenrechnung weitgehend ignoriert. Das Gefälle zwischen tatsächlich gezahlten und existenzsichernden Löhnen ist ein perfekter Indikator: ist das Gefälle gleich Null, gibt es keine versteckten Produktionskosten. Hier erfahren Sie mehr über unsere Vollkosten-Kampagne „The True Cost of Food - Was unser Essen wirklich kostet“.

 

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